Mittwoch, 10. November 2010

Heute Morgen, 7.30 Uhr bei ATU

Von Jens Höhner

Für einen Moment weht er verführerisch hinaus, jener markante Duft von Reifengummi und Autofußmatten. Dann aber sind die Türen wieder zu, genug gelüftet. Und wir Kunden dürfen uns weiter draußen tummeln. 7.30 Uhr ist es, für einen Journalisten also noch viel zu früh. Ein eiliger Kaffee zuvor ist einfach nicht genug. Ich kann nur mühsam die Augen offen halten. Wer jedoch seine Reifen wechseln lassen will, der muss früh sein in diesen Tagen, verdammt früh. Doch kaum parke ich das geliebte Auto vor der Reifenwechselstation, da schlendert einer jener Kontrahenten fröhlich pfeifend um die Ecke und baut sich gleich vor der Eingangstüre auf. Und man muss kein Adlerauge sein, um zu wissen: Dieser Mensch hätte eigentlich auch erst am Nachmittag kommen können.

Wieder bin ich also nur die Nummer 3 in der Warteschlange, als sich pünktlich um 8 Uhr die Türen für den Geschäftstag öffnen. Denn kaum arbeitet man Autoteilehandel, da quetscht sich auch schon ein weiterer Kunde mit weißem Haupt irgendwie vorbei, überholt rechts und schert knapp vor der Bedientheke wieder ein. Pech gehabt. Vor dem inneren Augen ziehen prompt Bilder von Wackeldackeln, kunstfellbespannten Lenkrädern, Lederhandschuhen mit Löchern darin und Häkelhütchen, die Klopapierrollen kaschieren, vorbei, während man auf Bedienung wartet.

Endlich ist es so weit, endlich ist auch der nervöse, weil berufstätige Mensch mit nahendem Dienstbeginn dran. Einmal Reifen wechseln bitte, wenn möglich möchte ich darauf warten. „Geht nicht, erst abends fertig“, sagt der Autoteilehandelmitarbeiter und winkt ab. „Wir haben kluge Kunden“, setzt er hinzu. „Die liefern ihren Wagen immer schon am Abend vorher ab. Also keine Chance für Sie.“ Ich bin schachmatt, beschließe demnächst mein Auto ebenfalls am Vortrag vorbeizufahren und im Schlafsack darin zu campieren, um wirklich mal auf der sicheren Seite zu sein. Einmal möchte auch ich die „Pool Position“ am Tresen ergattern! Und ich weiß auch, wo ich jene cleveren Kunden treffen kann: gleich nach meinem Feierabend an der Kasse im Supermarkt!

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