Freitag, 13. August 2010

Ein anderes Lied auf Vater Rhein

Von Jens Höhner

„Regionale 2010“, „Masterplan Tourismus Siebengebirge“, „Rheinische Sommerfrische“ – wohlklingende Namen für ehrgeizige Projekte, die unsere Region auf Vordermann bringen und Gäste aus nah und fern zu Ausflügen einladen sollen. Große Hoffnungen hängen daran, vor allem die Stadt Königswinter möchte endlich wieder ernstgenommen werden als Ferienziel und Urlaubsort. Oder wie es Hubert Kofferath, der Technische Beigeordnete der Rheinstadt, mal im Gespräch mit dem „Rhein-Sieg-Anzeiger“ ausgedrückt hat: „Wir wollen weg vom Strohhut- und Kegeltouren-Tourismus.“ So stellt dann auch der „Masterplan“, die üppige Studie der Kreisverwaltung fest, dass der Drachenfels gern als der höchste Berg Hollands verunglimpft werde. Weg mit solchem Schmuddelimage, her mit wunderschönen Kulissen, hier Natur, dort aufgehübschtes Stadtflair.

Doch dann das. Viele Jahre hat man nichts mehr gehört von der Band namens The Hooters, die uns in vergangenen Jahrzehnten so schöne Popperlen geschenkt hat wie „Johnny B.“, „All you Zombies“ oder „Private Emotion“. Ausgerechnet von dem 1980 im amerikanischen Philadelphia gegründeten Quintett drängt jetzt ein Song in die Charts, den man freundlich als Trinklied bezeichnen könnte. Um sich bei der treuen Fangemeinde aus Deutschland zu bedanken, so heißt es, habe man eben dieses Stück auf Deutsch eingesungen: „Eine gute Flasche Wein/ Du bist nicht bei mir/ Aber ich bin nicht allein/ Hier mit nem großen Bier“ texten die Hooters da, um dann in der letzten Zeile des Refrains auf Englisch umzuschwenken, damit dann auch wirklich international und noch in der letzten Kneipe auf diesem Erdball mitgegrölt werden kann. Da hört man prompt den bayerischen Bierseidel und das eher zarte Kölschglas auf den britischen Pint-Humpen klirren.

Jene Zeile beschreibt, um es erneut höflich zu umschreiben, die Verschmutzung eines unserer regionalen Wahrzeichen, des Rheins nämlich. Es geht ums kleine Geschäft, um die Folgen des großzügigen Bierkonsums: „Pissing in the Rhine“ nämlich singen die Hooters um Frontmann Eric Bazilian in der flotten Nummer, die dann auch so heißt und auf der eben veröffentlichten EP „Five by Five“ ist. Die gibt es für zehn Dollar auf der Internetseite der Gruppe zu kaufen.

Na, denn mal „Prost!“, möchte man denken und sich am Uferrand strullende Touristenscharen dann lieber nicht vorstellen. Da bleibt die vage Hoffnung, dass vielleicht doch nicht alles den Bach – pardon: den Fluss – runtergeht und sich mancher Tourist aus der Ferne somit sich ein paar deutsche Brocken eineignet. Darauf könnte man wenigstens im Sinne der Völkerverständigung anstoßen – in sicherem Abstand vom Rhein, versteht sich.

http://www.hootersmusic.com