Mittwoch, 18. Januar 2012

Möbelkauf und Comedy


IKEA Deutschland GmbH & Co. KG

Abteilung Kundenservice, Reklamationsmanagement, Beschwerden

Niederlassung Köln-Godorf

Godorfer Hauptstraße 171

50997 Köln


Betreff: Reklamation unserer Bestellung und Hinweise auf die kuriosen Umstände
 

Köln, 19. Januar 2012
Sehr geehrte Damen und Herren,



am Samstag, 7. Januar 2012, haben wir in Ihrem Haus einen wahren Mammuteinkauf mit Billy, Benno und Flären erledigt und uns dann mit Einkaufsservice, Liefertaxi und Vor-Ort-Montage auch noch das „Rundherum-Sorglos-Paket“ gegönnt, wobei „Sorglos“ leider nicht mehr zutrifft. In der Tat haben wir erfahren müssen, dass unser erster Versuch, derartige Ikea-Dienste in Anspruch zu nehmen, eher Sorgen bereitet.  

Zum Beispiel das Lastentaxi. Dort wurde ein falscher Liefertermin anstelle des angestrebten Samstags, 14. Januar, notiert. Jegliche Versuche, den Betreiber (MC-Dienstleistungen in Groß-Gerau) zu erreichen, scheiterten zunächst gleich an zwei Tagen. Weder telefonisch noch auch auf unsere E-Mails oder das Kontaktformular im Internet bekamen wir irgendeine Antwort. Also rief ich bei Ikea an, unter „01805“ und damit für 14 Cent die Minute, um jenen Termin berichtigen zu lassen.


Das Gespräch mit Ihrem Mitarbeiter war wenig erquicklich, obwohl es durchaus an Comedy erinnerte. Wieder und wieder musste ich nämlich Dinge wiederholen, Nummern aufsagen und ähnliches, so dass ich mich längst nicht mehr des Eindrucks erwehren kann, dass das Gespräch möglichst in die Länge gezogen werden sollte, damit es den Kunden, und damit mich, schön viel kostet. Es waren dann auch satte zwölf Minuten (!) an deren Ende Ihr Mitarbeiter sagte, dass er ohnehin nicht helfen könne. Zuvor hatte es eine skurrile Diskussion darüber gegeben, ob wir das Lastentaxi im Ikea-Gebäude oder außerhalb des Gebäudes gebucht hätten. Sie kennen sich (hoffentlich) in Ihrem Betrieb aus und wissen, dass wir das Lastentaxi im Haus gebucht haben und nicht vor der Tür in der Godorfer Kälte. Ihr Mitarbeiter aber meinte, dass das einfach unmöglich sei, wir müssten es draußen gebucht haben, Lastentaxis würden immer draußen gebucht … Daher könne er mir und uns nicht helfen. So viel Kompetenz habe ich prompt durch Auflegen klar bewertet.
 

Wenigstens war dann ein weiterer Versuch, MC-Dienstleistungen zu erreichen, endlich von Erfolg gekrönt und die Lieferung von Benno, Billy und Flären zum einst vereinbarten Termin klappte dann auch an besagtem Samstag vergangener Woche reibungslos. Und es wurde ein bemerkenswerter Nachmittag! Es kamen zwei Kollegen von Ihnen. Der eine von beiden entschuldigte sich sofort für seine schlechte Körperhaltung. Er habe zu lange auf der Sonnenbank gelegen und der Sonnenbrand auf dem Rücken bereite ihm unglaubliche Schmerzen. „Armer Kerl“, dachte ich und war dann auch gern bereit zuzulassen, dass er sich von seinem Kollegen mit jenem „Soventol“-Gel einreiben ließ, das er irgendwo im Zimmer gefunden habe, wie er sagte, als er plötzlich in einem ruhigen Moment neben mir stand. Immerhin, er fragte um Erlaubnis. Inzwischen aber steht fest, dass diese Tube „Soventol“ aus einem verschlossenen Umzugskarton (!) stammte, in dem wir alle Medikamente für den Auszug aus unseren alten Wohnungen gesammelt hatten. Am Abend war das Medikament ebenso weg wie Ihr Mitarbeiter. Das war nun wirklich nicht verabredet.
 

Und das war auch nicht die einzige böse Überraschung: Es war zuvor klar verabredet worden, dass die Schrankwand aus jeder Menge Billy und etlichen Bennos an der linken Zimmerwand und haargenau links neben den dort eingelassenen Steckdosen sowie einer Radio- und TV-Buchse aufgestellt werden sollte. Nun, die Schrankwand steht heute haargenau davor, jene Buchsen sind damit im Rücken verschwunden und nicht zu benutzen. Dabei hatte ich Ihrem Mitarbeiter genau aufgeschrieben, in welcher Reihenfolge er die einzelnen Elemente anordnen sollte. Ich weiß, es ist mein Fehler, dass mir das erst später aufgefallen ist. Aber ich hatte an jenem Tag, zu jener Zeit noch keinen Grund dazu, an den Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter zu zweifeln.
 

Somit zeugt es auch von unglaublicher Weitsicht, dass Ihr Kollege die Billy Olsbo-Türen, die eigentlich für das rechte Ende der neuen Schrankwand vorgesehen waren, ganz links montiert hat. Sonst wären sie nämlich immer vor den Fenstersims geklatscht! Hätte er die Schrankwand aber, wie von mir geplant, mit Abstand zur Wand, zu Steckdosen und Buchsen aufgebaut, hätte er diesen Geistesblitz gar nicht erst haben müssen (oder war es doch eine Vertuschungsaktion?).
 

Zudem trauern wir um Flären: Der Badezimmerschrank wurde zwar aufgebaut, ist aber beschädigt und bereits reklamiert. Der Austausch soll am kommenden Samstag, 21. Januar, erfolgen und wir sind schon gespannt auf weitere Erlebnisse mit Ihrem Fachpersonal. Hoffentlich hat keiner von Ihren Kollegen eine Zerrung im Rücken, denn „Voltaren“ (noch reichlich vorhanden in jenem Karton) ist ungleich teurer als „Soventol“. Wir bringen das Gel also schon mal in Sicherheit. Das Reklamationstelefonat lief zwar reibungslos, mit viel Höflichkeit und ohne Verständnisschwierigkeiten auf beiden Seiten angenehm ab. Aber auch dieses Telefonat kommt uns teuer zu stehen. Es waren gute 14 Minuten. Ich hatte zuvor mein Glück mit einer Internet-Reklamation versucht und nach einer langen Zeit des Suchens auch tatsächlich das Online-Formular auf Ihren Seiten aufgespürt. Ich füllte es aus, tippte endlos lange Zahlenreihen hinein und drückte am Ende auf „Senden“. Was für ein Fehler: Plötzlich war das Formular wieder weiß, alle Angaben futsch. Also doch anrufen und 14 Cent pro Minute in Service-Kompetenz investieren … Als erstes wollte Ihr Kollege am Telefon übrigens wissen, warum ich ausgerechnet in Dresden anriefe, wenn ich doch Kölner sei. Nun, ich habe die Rufnummer gewählt, die ich auf Ihrer Seite vorgefunden habe! Beim heiligen Benno und Billy, das schwöre ich …
 

Ich weiß nicht, was Sie mit Schreiben wie diesem anfangen. Aber glauben Sie mir, ich bin ein gelassener Mensch und hätte auch die „Soventol“-Affäre mit einem Lächeln abgetan, wären nicht all die anderen Umstände gewesen, die weitere Kosten (wenn auch überschaubar) verursacht und vor allem weitere (Frei-) Zeit (unbezahlbar) verschluckt haben. Wir werden bald mit starken Freunden versuchen, sämtliche Billys und alle Bennos derart zu verrücken, dass die Buchsen wieder frei zugänglich sind. Und vielleicht hilft und ja Ihr Kollege dabei, der am Samstag zu uns kommt, um Flären auszuwechseln. Sollte er am Ende wirklich Rückenschmerzen haben, geben wir ihm unser „Voltaren“ recht gern. Und vielleicht darf er es auch behalten – je nachdem, wie sie sehr es wehtut.
 

Mit freundlichen Grüßen,

Jens Höhner